Geschichte der Baumaschinen

Einleitung :

Der Ursprung unserer modernen Monster aus Stahl geht weit bis ins Mittelalter zurück. Schon immer versuchte der Mensch, die Technik zu nutzen, Erde zu bewegen um an die Schätze tief unter der Oberfläche zu gelangen. Gold, Silber und vor allem Erz, zur Herstellung von Werkzeuge und Waffen
waren die wichtigsten Rohstoffe um ein verbessertes Leben führen zu können.  Später in der Industrialisierung kam der Rohstoff Kohle hinzu. Ein immer wichtiger werdender Grundstein am Anfang unseres Jahrhunderts. Diese Schätze der Erde verbergen sich unter einer Schicht die der Fachmann als Abraum benennt.
Der Abraum muß beseitigt werden, um an den eigentlichen Rohstoff zu kommen. Heutzutage verbraucht jeder Mensch auf unserer Erde täglich 50 bis 70 kg Rohstoff.  Um an diesen  zu gelangen, müssen jährlich 20 Milliarden cbm
Abraum geladen, gefördert und planiert werden. Das machen für uns die Monsterbagger. Tag  für Tag.


Um das Jahr 1850 - Die Bagger Geburt
Die Eisenbahn war erfunden und die ersten größeren Gewerbe und Industrieanlagen schossen wie Pilze aus den Boden. Die Nachfrage noch Braunkohle stieg enorm und damit auch die Methoden zur effektiveren  Gewinnung. Die Dampfmaschine wurde als erste Antriebseinheit für einen „ Bagger„ benutzt.  Der erste Hochlöffelbagger wurde in Amerika mit einem 1,1 cbm fassenden Löffel gebaut. Ein auf Schienen fahrendes Gerät, das nur gering nach recht und links schwenken konnte. Um den Baggerarm zu bewegen, wurden anfangs Ketten später dann Stahlseile benutzt. Er ersetzte je nach Einsatz 50 bis 80 Arbeiter. Der erste um 360° schwenkende Bagger kam um 1890 aus England . Dieser Bagger hatte ein Gewicht von 10 Tonnen.


Um das Jahr 1900 - Die ersten Giganten
Die ersten Großbagger wurden im Kohle-Tagebau eingesetzt. Da der Bedarf nach Kohle sprunghaft anstieg, wurde die Nachfrage nach leistungsstärkeren Maschinen immer größer. 1907 wurde in Kentucky ein 1,9 cbm großer Hochlöffelbagger zur Abraum-Beseitigung eingesetzt. Das Hauptproblem der immer schwerer werdenden Bagger war das Verfahren  der Geräte. Bis zu jener Zeit waren die meisten Bagger auf Schienen gestellt, da sie für Räder zu schwer waren und im weichen Erdreich versackten. Jedoch war der Schienenbau eine mühselige und zeitaufwendige Angelegenheit. Also sucht man nach einer besseren Lösung.  Um 1912 wurde von der Fa. Caterpillar  die erste Raupenkette für Bagger bis 60 t erfolgreich erprobt. Schnell verbreitete sich diese wesentlich schnellere Fortbewegungsart unter den Baggern. Jedoch die schwerere Maschinen versanken immer noch in den weichen Böden.  Nur ein Jahr später stellte ein junger Ingenieur eine ganz andere Methode zur Fortbewegung großer Bagger vor. Den Schreitbagger. Dieser Bagger hat eine große Grundplatte auf der die Maschine im Baggervorgang ruht. Soll die Maschine bewegt werden, dreht sich an beiden Seiten je ein Schreitwerk,  ähnlich wie ein Riesenschuh, exzentrisch und schiebt den Koloß nach vorne. Der Haupvorteil dieser recht merkwürdig aussehende Fortbewegungsart liegt darin, den Bagger  auch in Einsatzorten mit weichen Untergrund einsetzen zu können.


Um das Jahr 1925 - Der Elektroantrieb

Der Dampfantrieb ist dem Elektromotor gewichen. Die Vorteile liegen in der kompakteren Bauweise, dem geringeren Verschleiß und vorallem bei der einfacheren Betreibung des Antriebes. Waren mindestens 3 Arbeitskräfte notwendig um den Dampfmaschinen zu versorgen, mußte  jetzt nur noch ein Stromkabel nach sich gezogen werden wenn der Bagger seinen Standort wechseln sollte.  930 t wog der damals größte Löffelbagger der Welt – ein Marion 5480-E. Mit 9,5 cbm Schaufelinhalt war er ein wahrer Monsterbagger. Da das Verhältnis von Abraum zur Braunkohleschicht immer größer wurde (es mußten bis zu 30 Meter hohe   Erdschichten abgetragen werden um an die Braunkohle zu gelangen), suchten die Minenbetreiber nach noch größeren  Baggern.  Bereits 1929 stellte wieder ein Marion Bagger aus Amerika den Weltrekord des größten Baggers auf. Der Marion 5600. Dieser Gigant wog 1.600 t, hatte 15 cbm Löffelinhalt und eine Reichweite von fast 40 Metern. Seine Leistung von über 2.500 PS bezog er aus 30 Elektromotoren.  Er wurde aber nur einmal gebaut. Man glaubte damals, dass eine weitere Steigerung der Bauart nicht möglich sei. Jedoch was in den 60er Jahren noch folgte, stellte alles bis dahin Dagewesene in den Schatten.




Um das Jahr 1940 - Die Zeit  der Konstrukteure

In jener Zeit wuchsen zwar die Bagger nicht in der Größe (sprich im Einsatzgewicht) jedoch im Inhalt der Schaufel. Die Ingenieure erkannten, das sie nicht beliebig das Gewicht eines Bagger vergrößern konnte, es brachte viele Nachteile mit sich. Der Unterwagen hielt oft nicht den hohen Gewichten  auf Dauer stand. Die Masse, die bei jeder Oberwagen Drehung wieder abgebremst werden mußte, beanspruchte die Lager der Maschine so stark das nach einigen Jahren enormer Verschleiß  zu Ausfallzeiten oder sogar zum völligen "Aus" der Maschinen führten. Die Vergrößerung des Inhalts der Schaufel war das wichtigere Aufgabenziel der damaligen Zeit. Wir erinnern uns: der Marion 5600 wog 1600 t und hatte einen Schaufelinhalt von 15 cbm. 1935 vermochte ein Buyrus-Erie Bagger bei einen Gewicht von nur 1200 t  einen Löffelinhalt von 23 cbm Erdreich aufzunehmen und in Höhen von bis zu 50 Metern zu verladen. Diese Erhöhung des Schaufelinhaltes war einerseits durch Verwendung steiferer und härtere Materialien, andererseits durch jahrelange Erfahrung möglich.        



Um das Jahr 1950 - Die Monster wachsen weiter

In diesen Jahrzehnt stand vor allem die wirtschaftlichste Gewinnung der Braunkohle an erster Stelle. Die Löhne in den westlichen Länder stiegen und man versuchte durch Personaleinsparungen,  die Kosten zu senken.  Die Monsterbagger wuchsen wieder.  Im Jahre 1956 stellte Marion seinen „ Mountaineer“ (Der Bergmann) vor. Fast unglaubliche 2500 t mußten die acht Raupenfahrwerke der Riesen tragen. Der Schaufelinhalt lag bei 46 cbm. Ein Aufzug im Inneren des Baggers brachte die Mechaniker und Baggerfahrer nach oben . Ein ganz anderes und dennoch zusammen hängendes Problem jener Zeit war der Abtransport des Erdreiches. Man hatte zwar riesige Bagger, aber die Muldenkipper konnten den raschen Gigantismus nicht stand halten. Mit einer Zuladung von rund 170 t war der Eucnic der größte Muldenkipper 1959 – und dennoch zu klein.


Um das Jahr 1960 - Das Monster unter den Monsterbagger
Die Einen flogen  zum Mond und die Anderen bauten den größten Löffelbagger aller Zeiten. In diesem Jahrzehnt schien alles möglich und doch erkannte der Mensch seine Grenze. 1965 erblickte der größte Löffelbagger aller Zeiten die Welt. Der Capitain, das Monster unter den Monstern. 12.650 t Stahl, 250 t Schaufelinhalt, 32 Elektromotoren mit einer Gesamtleistung  von  29500 PS.  Alleine an Hand dieser Zahlen ist die Größe wohl kaum so richtig abzuschätzen,  so hat ein Ingenieur einmal folgende treffende Aussage gemacht: „ Wir mußten den Baggerarm so konstruieren, als ob man eine große  Brücke aus Stahl baut, mit der man auch Angeln konnte“.   Der Riese baggerte bis zu 3,5 Mio.  cbm  Abraum pro Monat zur Seite und verbrauchte dabei soviel Energie wie eine Kleinstadt.  Der Bagger ist bis heute der größte Löffelbagger  aller Zeiten, denn die nachfolgenden Jahrzehnte ging die Baugröße der Bagger, bedingt auch durch die sinkende Nachfrage an Kohle,  stark zurück... jedoch sollte bald eine Revolution den Baggerbau  verändern.       


Um das Jahr 1970 - Die Revolution

Bis lang waren die meisten Bewegungen des Baggerarms durch Seile die über Rollen zum Antrieb liefen gesteuert. Ein ausgereifter, leistungsstarker, aber auch aufwendiger Bewegungsmechanismus. Das Zauberwort kleinerer Bagger  hieß Hydraulik.  Der Motor treibt eine Pumpe an,   die über Steuerventile Öl in die  Leitungen preßt, an deren Ende  sich ein Zylinder befindet  in dem  eine Kolbenstange aus- und einfährt.  Diese Art Bewegung zu erzeugen, ist zu jener Zeit nicht mehr neu, teilweise reichte sie bis um 1920 zurück, sie jedoch wirtschaftlich, dass heißt schnell, zuverlässig und leistungsfähig zu nutzen, war bis lang gegenüber der ausgereiften Seil-Methode nicht möglich. Vor allem war für größer Bagger auch ein größerer Druck notwendig, um die Kraft des Motors umzusetzten und dabei stieß man an die Grenzen der damaligen Zeit. Oft brachen Leitungen oder Ventile, wenn der Druck zu groß wurde, oder die Geschwindigkeit der Bewegung war der des Seiles weit unterlegen. So war einer der  ersten  großen Hydraulikbagger  (ein O& K RH 60)  gerade mal 110 t schwer und hatte eine 7 cbm große Schaufel. Doch man entwickelte weiter und so konnte Ende des Jahrzehnts bereits die zweite Generation der Hydraulikbagger mit einem Gewicht von rund 400 t auf warten.


Um das Jahr 1980 - Das  neue System setzt sich durch

Die große Ära des Seilantriebes geht zu Ende.  Zwar werden bis heute Seilbagger aller Arten gebaut, jedoch die große Zahl der heutigen Bagger weisen eine hydraulischen Bewegungsantrieb auf.  Gerade der deutsche Baggerbau konnte das neue System am besten nutzen und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die meisten Baggerhersteller  jener Tage aus Deutschland kamen.  Der Schaufelinhalt steig erstmals über 20 cbm.  1980 war der RH 300 von O&K lange Zeit der größte Bagger seiner Gattung. Mit 514 t Gewicht und einer Schaufelinhalt von rund 20 cbm  stellte er die Spitze der Gross-Hydraulikbagger dar. Jedoch blieb der große Erfolg des Models aus. Mehr Erfolg hatte 1986 ein anderer Deutscher Hersteller mit den größten Bagger aus  eigenen Haus. Demag präsentierte den H485. Mit 475 t und 23 cbm Schaufelinhalt war er zwar nicht größer, aber wesentlich erfolgreicher, in  knapp 10 Jahren wurden bereits 25 Stück weltweit verkauft.



Um das Jahr 1990 - Der Einzug der Elektronik

Die Bagger werden immer ausgereifter. Schwachstellen gibt es kaum noch und man versuchte dem Umweltgedanken mehr Gewicht zu schenken.  Der Kraftstoffverbrauch mußte gerade bei Grossgeräten gesenkt werden. Aus diesem Grund machte sich die Elektronik unaufhaltsam in den Maschinenräumen breit. Am Anfang nicht immer gerne gesehen, vor allem von älteren Baggerfahrern, hörte man oft nur negatives über den Einzug der Elektronik. Störanfällig und schwer zu begreifen, waren die Argumente der Elektronikgegner. Doch es nützte alles nichts,  der computergesteuerte Bagger war auf den Vormarsch.
Bei der Größenentwicklung erreichte man 1997 das Maß der Dinge. Wieder einmal war es ein O&K Bagger, der bis heute der größte Hydraulikbagger aller Zeiten,  ein RH 400 mit 800 t Gewicht und einen Schaufelinhalt von über 40 cbm. Der Riese leistet 3500 PS und besitzt 8 Pumpen, die insgesamt 13.000Liter Öl in Bewegung halten. Wir erinnern uns nochmals zurück. 1929 hatte der Marion 5600 ein Betreibsgewicht von 1600 t und einen Schaufelinhalt von nur 15 cbm. 6 Jahre später wog der Buyrus-Erie Bagger nur noch 1200 t bei 23 cbm  Inhalt. 1997 erreichen wir einen Schaufelinhalt von 42 cbm, bei nur 840 t. Ein Verhältnis von Betriebsgewicht zu Schaufelinhalt das immer kleiner wurden. Nicht zuletzt Dank der  Elektronik.


Für die Bilder bis an diese Stelle bedanken wir uns ganz herzlich bei Autor Heinz-Herbert Cohrs.
Die Bilder stammen aus seinem Buch Faszination Baumaschinen - Giganten im Erd- und Tagebau.



Wir schreiben um das Jahr 2000
Die  Zukunft der Monsterbagger gehört dazu
Wir wissen heute nicht, was der Mensch morgen macht, aber eines ist sicher: so lange der
Mensch unsere Erde bewirtschaftet , so lange wird es
Bagger geben und unter Ihnen wird immer einer sein,
der einen zum Stauenen bringt - der Monsterbagger.